Mit Ehrengaben zum Kulturpreis 2020 wurden in diesem Jahr die „Stiftung Schlesien.Bayern –MMIX“ für ihr Schlesisches Schaufenster in Straubing“ und die Stadt Geretsried für ihr Stadtmuseum bedacht. BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer und der oberbayerischen BdV-Bezirksvorsitzende Paul Hansel würdigten in einer Laudatio die kulturellen Leistungen beider Einrichtungen.
Die Stiftung „Schlesien.Bayern-MMIX-„ wurde mit Urkunde der Regierung von Mittelfranken am 17. November 2009 genehmigt. Sie sieht ihre Hauptaufgabe in der Förderung und Durchführung von Maßnahmen, die geeignet sind, den schlesischen Beitrag zur deutschen und europäischen Kultur deutlich zu machen, seine Weiterentwicklung und Wirksamkeit zu fördern sowie schlesisches Kulturgut zu erhalten, zu sichern und zu pflegen. Mit dem „Schlesischen Schaufenster“ im Herzogschloss Straubing hat sie ein Museum geschaffen, an dem die historischen und kulturellen Leistungen Schlesiens nachvollzogen werden können.
In zahlreichen Arbeitseinsätzen und in unzähligen Arbeitsstunden wurde das Museum rein ehrenamtlich eingerichtet. Die Nichtstaatlichen Museen in Bayern begleiteten das Vorhaben beratend, der Freistaat Bayern unterstützte es finanziell. Ein Aufruf, Objekte für das Museum zur Verfügung zu stellen, übertraf alle Erwartungen. Es wurden mehr Exponate gestiftet als ausgestellt werden können. Seit der Eröffnung bringt sich das Museum auch in das Straubinger Kulturleben ein, indem es jährlich Veranstaltungen, Vorträge, Lesungen oder Ausstellungen durchführt.
Mit der Ehrengabe an die Stadt Geretsried werden die besonderen Leistungen und die Bedeutung des Museums der Stadt herausgestellt. Sein Ursprung geht auf das Jahr der Stadterhebung zurück, an dem am 27. Juni 1970 das Archiv und Museum Bayer. Nordgau Egerland und Westböhmen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Nach Umbauarbeiten im Rathaus konnte 1979 im Dachgeschoss das Heimatmuseum ins Leben gerufen werden. Zeitgleich entstanden Abteilungen der Egerländer, des Heimatkreises Tachau, der Donauschwaben, der Trachtengruppe der Deutschen aus Ungarn, der Schlesier sowie der Siebenbürger Sachsen. 2008 beschloss der Stadtrat, das Museum mit einer Neukonzeption in eines der historischen Ingenieurshäuser von 1938 zu verlegen. Heute ist das Museum der Stadt Geretsried in zwei durch einen Verbindungsgang verbundenen Gebäuden beheimatet.
Bei einem Rundgang wird den Besuchern unter anderem nicht nur eine große Übersichtskarte mit deutschen Siedlungsgebieten im östlichen und südöstlichen Europa gezeigt, sondern auch Ansichten der alten Heimat, wie ein Treckwagen einer Flüchtlingsfamilie aus Pusztavám (Ungarn) oder Musikinstrumente aus Böhmen. Anschauliche Inszenierungen geben Einblicke in das Entstehen der Kommune auf Grundlage zweier Rüstungsbetriebe, die das kulturelle und wirtschaftliche Erbe der Heimatvertriebenen nachhaltig dokumentieren. Im Kino berichten unterschiedliche Zeitzeugen über ihre Ankunft in Geretsried nach Flucht und Vertreibung. Durch aktuelle Wechselausstellungen und museumspädagogische Aktionen hält das Museum das Besucherinteresse wach. Die Stadt Geretsried hat mit seinem Museum einen Ort geschaffen, der an die reiche Geschichte und Kultur der Deutschen aus dem Osten und Südosten erinnert. Gleichzeitig mahnen die unterschiedlichen Darstellungen von Heimat und Heimatverlust zum Frieden in Europa.