Landesvorsitzender besucht Konsulat in Temeschwar

Anlässlich der Feierlichkeiten zur Ortsgründung von Sanktmartin im Banat, nutzte BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer seine Rumänienreise für einen Höflichkeitsbesuch bei Konsulin Regina Lochner im deutschen Konsulat in Temeschwar. Dabei ließ er sich von ihr über die aktuelle politische Lage im Land, die Situation der deutschen Minderheit und die Auswirkungen des Krieges der Russischen Föderation gegen die Ukraine informieren.

Der deutsch-rumänische Freundschaftsvertrag von 1992 bilde, so Regina Lochner, die Grundlage für die guten und engen bilateralen Beziehungen. Gemeinsam mit den USA gelte Deutschland als wichtigster außenpolitischer Partner des Landes. Die im Land angesehene deutsche Minderheit habe eine wesentliche Brückenfunktion inne. Sie bilde die viertgrößte ethnische Minderheit in Rumänien (ca. 35.000 Personen) und sei im „Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien“ organisiert. Erfreulich sei, dass der deutschsprachige Unterricht in Rumänien auch von Eltern ohne deutschsprachigen Hintergrund verstärkt nachgefragt werde. Der Deutschunterricht werde durch die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) und das Netzwerk „Partner der Zukunft“ unterstützt. Letzteres ist eine Initiative, die 2008 vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufen wurde. Sie umfasst ein weltweites Netzwerk von 1800 Partnerschulen mit einer besonderen Deutschlandbindung und hat zum Ziel, an den Partnerschulen Deutschunterricht einzuführen oder auszubauen. In Rumänien umfasst es 55 Partnerschulen, wobei die „Deutsche Schule Bukarest“ seit Oktober 2021 das Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule trägt“. Beliebt seien auch die über 80 deutsch-sprachigen Studiengänge an rumänischen Universitäten.

Text: C. K./Foto: S. M.

Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich nach Beobachtungen des Konsulats seit dem EU-Beitritt Rumäniens sehr positiv. Deutschland sei der wichtigste Handelspartner und Rumäniens größter ausländischer Direktinvestor. In vielen Branchen sei allerdings Personalmangel und Talentabwanderung in andere EU-Länder mit besseren Verdienst- und Rahmenbedingungen spürbar. Die sehr lebendige kulturelle Szene sei eng mit dem deutschen Kulturraum verbunden. Durch die deutsche Minderheit gebe es eine lebendige Tradition, die das Interesse an Sprache und Kultur pflege. Als deutsche Mittler sind das Goethe-Institut, das Institut für Auslandsbeziehungen, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Alexander von Humboldt-Stiftung mit ihren Programmen sichtbar vertreten.

Mit großem Interesse fiebere man beim Demokratischen Forum der Deutschen, den Ergebnissen der jüngsten Volkszählung entgegen. Dort befürchtet man einen weiteren Rückgang der offiziellen Zahl des deutschen Bevölkerungsanteils, weil die Frage nach der Volkszugehörigkeit erst in einem ergänzenden Teil des Online-Fragebogens gestellt wurde. Vielfach, so wurde auch bei einem Besuch im „Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus“ bestätigt, seien die Fragebögen ohne diesen Teil abgeschickt worden.

Im Hinblick auf die Minderheitenförderung stellte die Konsulin dem Gastland ein ausgesprochen positives Zeugnis aus. Noch offen ist, in welchem Umfang die Kulturarbeit der Minderheit von der neuen Bundesregierung weiter unterstützt werden kann. Hier erhoffe man sich von der neuen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik, bald klare Aussagen. Besonders erfreulich sei, dass Deutschland derzeit höchstes Ansehen im Land genieße, da es sich eindeutig zur Verteidigung der östlichen NATO-Staaten bekannt und mit seinen Truppenverlegungen dies unterstrichen habe.