
In außerordentlich herzlicher Atmosphäre verlief „das Kennenlernen“ zwischen den Mitgliedern des BdV-Landesvorstandes, den Landesvorsitzenden der Landsmannschaften und der neuen Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf, MdL, Anfang September im Bayerischen Sozialministerium. Zwar war die Politikerin dem einen oder anderen Funktionsträger bei den großen Pfingsttreffen oder bei anderweitigen Veranstaltungen schon begegnet, für intensive Gespräche hatten sich dabei aber kaum Gelegenheiten geboten. So war es der ausdrückliche Wunsch der Ministerin, sich in aller Ausführlichkeit über die Situation in den Vertriebenenverbänden informieren zu lassen. Besonderes Interesse zeigte sie dabei auch für die Rahmenbedingungen, in denen die deutschen Minderheiten in den Ländern Ost- und Südosteuropas heute leben.
BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer würdigte eingangs die seit Jahrzehnten erfolgte vorbildliche Unterstützung der Landsmannschaften und des BdV durch die Bayerische Staatsregierung und den Bayerischen Landtag. Mit der Berufung einer Beauftragten für Aussiedler und Vertriebene und der Zusage einer dauerhaften Förderung der vier neuen Kulturstiftungen für die Siebenbürger Sachsen, die Banater Schwaben, die Deutschen aus Russland und die Donauschwaben sei bundesweit Einmaliges geleistet worden. Die Fertigstellung des Sudetendeutschen Museums in München, des Schlesischen Schaufensters in Straubing und die Förderung der Stiftung Kulturwerk Schlesien in Würzburg seien weitere wichtige Meilensteine für den Erhalt und die Pflege der Kultur der Vertriebenen.
Große Sorgen bereiten insbesondere den Landsmannschaften der Schlesier, Oberschlesier und Ost- und Westpreußen der zunehmende deutschfeindliche Nationalismus in Polen. Dieser sei durch die Kürzung des muttersprachlichen Deutschunterrichts von drei auf eine Stunde, die damit verbundene Entlassung hunderter Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer aus dem Schuldienst und die jüngsten Reparationsforderungen besonders deutlich sichtbar geworden. Diese unerfreuliche Entwicklung erschwere auch die bislang so erfolgreichen Kontakte zu den Kommunalverwaltungen und kulturellen Einrichtungen in den Heimatgebieten. Als besonders tragisch bezeichnete die Landesvorsitzende der Karpatendeutschen aus Ruthenien die Situation in ihrem Heimatgebiet in der Ukraine. Was die Beziehungen zu den dort lebenden Landsleuten angehe, stehe die humanitäre Unterstützung im Vordergrund. Einhellig verurteilten die Funktionsträger aller Landsmannschaften den Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine.
Zufrieden zeigten sich die Landesvorsitzenden der Banater Schwaben, der Siebenbürger und der Ungarndeutschen mit der Situation ihrer Landsleute in der alten Heimat. Ungarn und Rumänien zeichneten sich durch eine vorbildliche Minderheitenpolitik aus. Diese sollte von der deutschen Politik stärker gewürdigt werden. Nachdrücklich wurde an die Ministerin der Wunsch herangetragen, bei Besuchen in den östlichen Nachbarstaaten stets Treffen mit Vertretern der deutschen Minderheit einzuplanen. Diese Besuche seien für die dort lebenden Landsleute ausgesprochen wichtig, da damit die besondere Obhut der deutschen Politik für sie unterstrichen werde.
Nach der rund zweistündigen Begegnung zog die Sozialministerin ein ausgesprochen positives Resümee. Auch für sie werde sich die Unterstützung der Landsmannschaften zu einer „Herzensangelegenheit“ entwickeln. Der BdV und die Einrichtungen nach Paragraph 96 Bundesvertriebenengesetz könnten sich nach wie vor auf die volle Unterstützung durch den Freistaat verlassen. Soweit es ihr möglich ist, werde sie die rund ein Dutzend in dem Gespräch ausgesprochenen Einladungen realisieren. Den engen Kontakt mit den Verantwortlichen im BdV und den Landsmannschaften werde sie so pflegen, wie es ihre Vorgängerinnen in bewährter Weise getan hätten.