Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen bewährt sich mit Schülerkulturaustausch als Brückenbauer

Dass sich die Landsmannschaften in Bayern als aktive Brückenbauer zu ihren in der „alten Heimat“ lebenden Nachbarn bewähren, wurde im vergangenen Herbst wieder mehr als deutlich. Auf Einladung des bayerischen Landesverbandes der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen weilten Schülerinnen und Schüler aus Neidenburg/Nidzica und Sensburg/Mrągowo aus der Woiwodschaft Ermland-Masuren zu einem Kulturaustausch für einige Tage in Bayern. Nach 14-stündiger Busfahrt erreichte die polnische Schülergruppe mit ihren Lehrkräften Waldkraiburg, wo sie vom Landesvorsitzenden Christoph Stabe begrüßt und auf das dicht gedrängte kulturgeschichtliche Programm eingestimmt wurde. Schließlich sollte ihr ausreichend Gelegenheit gegeben werden, die Region und ihre Geschichte kennenzulernen.

Auch Waldkraiburgs Bürgermeister Robert Pötsch ließ es sich nicht nehmen, die Schüler persönlich zu begrüßen, bevor es zu einem Besuch von Wasserburg am Inn ging. Beeindruckt war die Gruppe danach von ihrem Besuch in der Landeshauptstadt. Als fachkundiger Reiseführer entpuppte sich hier Landesvorsitzender Christoph Stabe, der sicher zu den Sehenswürdigkeiten Münchens, unter anderem zum Schloss Nymphenburg, dem Rathaus am Marienplatz und dem Viktualienmarkt führte. Dabei gelang es ihm, die Aufmerksamkeit auch auf wichtige Denkmale zu lenken und auf deren historischen Beziehungen zu Ostpreußen zu verweisen. Erinnert wurde bei der Stadtführung auch an das „Verlagshaus Gräfe und Unzer“, das vor 300 Jahren in Königsberg gegründet wurde. Auch an den Namensgeber des Unternehmens „Knorr-Bremse“, Ernst Theodor Georg Knorr, der am 19. Oktober 1859 in Ruda/Westpreußen geboren wurde, sowie an Eberhard von Kuenheim, den langjährigen Vorstandsvorsitzenden von BMW, der am 2. Oktober 1928 auf Schloss Juditten in Ostpreußen das Licht der Welt erblickte, wurde erinnert. Staunend registrierte man auch die engen Verbindungen des bayerischen Königshauses mit jenem von Preußen.

In Augsburg wurden die jungen Gäste vom lokalen „ostpreußischen Urgesteins-Duo“ Pia-Lingner-Böld und Friedrich Wilhelm Böld und dem früheren CSU-Stadtrat Marc Zander empfangen. Durch sie erfuhren die Schülerinnen und Schüler viel über die drittgrößte Stadt Bayerns und über die deutsche Geschichte. Der Bogen wurde von der Gründung der Stadt Augsburg durch die Römer vor über 2000 Jahren, über die Schlacht auf dem Lechfeld bis hin zu Jakob Fugger dem Reichen, und dessen Handelsbeziehungen nach Danzig gespannt. Neu war den Jugendlichen vielfach das Wirken von Elias Holl, Adrian de Vries und Martin Luther. Letzterer hatte auch für Ostpreußen besondere Bedeutung.

Wie eng die Beziehungen zwischen Polen und Bayern waren, erfuhr die Schülergruppe in Landshut. Hier hatte 1475 der damalige Herzog Georg der Reiche Hedwig Jagiellonica, die Tochter des polnischen Königs Kasimir Kasimir IV. Andreas, geheiratet. Weiter erfuhr sie, dass Landshut bereits 1150 als „Landeshuata“ („Landeshut“ für „Hut und Schutz des Landes“) urkundlich erwähnt wurde. Später, in Salzburg, waren nicht nur die berühmten Mozartkugeln gefragt, Hier wurde auch die Verbindung der Landeshauptstadt zu Ostpreußen als Folge der Ausweisungsverfügung von 1731 für die Salzburger Protestanten durch die Salzburger Erzbischöfe herausgestellt. Viele der damals rund 20.000 Salzburger Exulanten fanden in Ostpreußen eine neue Heimat.

In Berchtesgaden kam die Bedeutung des „weißen Goldes“, das durch die Hanse nach Ostpreußen kam, zur Sprache. Wie Salz abgebaut und raffiniert wird, konnte anschaulich im Salzbergwerk Berchtesgaden erlebt werden. Großen Spaß bereiteten dabei schon das Anziehen der Overalls, die 650 Meter lange Fahrt mit der Grubenbahn, der Besuch der nach dem damaligen Kaiser Franz I. von Österreich gewidmeten sogenannten Salzkathedrale und später das Treiben auf der ersten Holzrutsche, mit er es rund 34 Meter hinab in das Kaiser-Franz-Sinkwerk ging. Bei einem sich anschließenden Spaziergang durch die Stadt fanden die typischen Lüftlmalereien großes Interesse.

Nicht fehlen durften auch Besuche der Walhalla mit seiner Sammlung von 131 Büsten und 65 Gedenktafeln, zur Erinnerung an bedeutende Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ und der Bischofsstadt Regensburg. Bei traumhaftem Wetter und weißblauem Himmel hieß es schließlich am Chiemsee Abschied von Bayern zu nehmen. Landesvorsitzender Christoph Stabe, sein Vorgänger Friedrich Wilhelm Böld und die Begleiter Reinhard August, Marc Zander und Pia Lingner-Böld attestierten ihren Gästen, dass sie sich im heimischen Unterricht gut auf die Fahrt nach Bayern vorbereitet hätten. Die Projektförderung über das Haus des Deutschen Ostens aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales seien gut angelegte Steuergelder gewesen.  Text: P.L-B/Ch. St.; Photo: Reinhard August