Über 200 Gäste hatten sich Anfang Dezember in der Kantine des Bundeswehrverwaltungszentrums in München eingefunden, um gemeinsam das Fest der Schutzpatronin der Bergleute zu begehen. Eingeladen hatte hierzu traditionell die Landsmannschaft der Oberschlesier. In deren Heimatregion fand vielfach in den Zechenhäusern vor einem Barbara-Bild eine Andacht statt, ehe die Arbeit im Bergwerk begann. Die 1723/24 vom Ortspfarrer gegründete „Barbara-Bruderschaft“ von Tarnowitz hatte später Nachfolger in der ganzen oberschlesischen Montanregion. Die Barbaraverehrung steigerte sich, als Sprengarbeiten unter Tage üblich wurden. Sie galt nun als Beschützerin vor Sprengunfällen, im Steinkohlenbergbau auch als Beschützerin vor schlagenden Wettern. Dieses oberschlesische Brauchtum wurde von den Bergleuten in die Steinkohle- und Braunkohlereviere Westdeutschlands mitgebracht und in den 1950er Jahren gezielt gefördert. Von daher ist es auch nicht verwunderlich, dass jährlich etwa ein Dutzend Bergmänner vom „Knappenverein Peißenberg e.V.“ als Ehrengäste an der Feier teilnehmen. Auch wenn deren Kohlenbergwerk 1971 geschlossen wurde, hält man auch dort an der Traditionspflege fest.

Eingeleitet wurde das Barbara-Fest bereits am Vorabend mit einem gut besuchten feierlichen Gottesdienst in der Sankt Jakobskirche am Unteren Anger, den Bischofsvikar Dr. Robert Chudoba aus Gleiwitz mit heimatlichen Priestern feierte. Interessant ist, dass nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der dabei vollzogenen Kalenderreform im Jahr 1969 der Barbara-Tag nicht mehr im offiziellen Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt wird. Wegen der großen Verehrung durch die Gläubigen im deutschsprachigen Raum wurde er 1972 aber wieder in den Regionalkalender aufgenommen. Anfang des Jahrtausends wurde Barbara schließlich wieder in das Martylogium Romanum (Verzeichnis von Märtyrern und anderen Heiligen) aufgenommen. Allerdings ist die historische Existenz der Heiligen ziemlich unsicher. Was Legende ist und was Realität, lässt sich kaum trennen. Historisch ist nur die Verehrung Barbaras als Märtyrerin nachweisbar.
Nach der Legende lebte Barbara als Tochter des reichen griechischen Kaufmanns Dioskoros in Nikomedia, dem heutigen Izmit in der Türkei. Im Jahr 306 starb sie den Märtyrertod. Viele Erzählungen ranken sich um sie. So soll sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, weil er auf seine bildschöne junge Tochter eifersüchtig war und eine Heirat verhindern wollte. Während der Vater auf Reisen war, ließ Barbara sich heimlich taufen. Auf der Flucht vor ihm soll sie durch eine Bergspalte entkommen sein und Unterschlupf bei einem Hirten gefunden haben, der sie schließlich verriet. Ihr Vater soll sie dem Gericht überantwortet und dann selbst enthauptet haben, um anschließend von einem Blitzschlag getroffen zu werden. Aus der Bergspalte und dem Blitz wird Barbara als Schutzpatronin der Bergleute und der Artillerie in Verbindung gebracht.
Unter den Klängen des Liedes „Glück auf, der Steiger kommt“, gespielt vom Blasorchester „Harmonie Neubiberg“, erfolgte mit dem Einzug der Bergleute, der Fahnen- und Trachtenabordnungen und einem Prolog von Karlheinz Labus der Auftakt der weltlichen Feier. Erich Plischke, dem Vorsitzenden der Landsmannschaft, oblag es die zahlreichen Ehrengäste, unter die sich auch die CSU-Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier und Andreas Lorenz, BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer, der Vorsitzende der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Bezirk Schlesien, Marcin Lippa, und zahlreiche Ortsvorsitzende befreundeter Landsmannschaften gemischt hatten, zu begrüßen. Nach zwei Jahren „Corona-Abstinenz“ sei es eine große Freude, wieder in so großem Rahmen das Barbara-Fest zu begehen.
Das kurzweilige Kulturprogramm, das vom Heimatchor Ostroppa-Gleiwitz unter Leitung von Maria Gillner, der Riesengebirgstrachtengruppe München, angeführt von Uli Moll, und der Trachtenzunft Rübezahls Zwerge mit ihrem Vorsitzenden Siegfried Lange gestaltet wurde, ließ rasch heimatliche Gefühle und Erinnerungen aufkommen. Grußworte des Landesvorsitzenden der Landsmannschaft, Damian Schwider, der Gäste aus Schlesien und der Ehrengäste durften genauso wenig fehlen, wie die zum Abendbrot gereichten schlesischen Spezialitäten. Den abschließenden Höhepunkt bildete die Ehrung der langjährigen Landes- und Kreisvorsitzenden Gertrud Müller für 65-jährige Mitgliedschaft und die Verleihung der Goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft an Kreisvorsitzenden Erich Plischke.