Tag der Freude: Volles Haus beim Tag der Heimat in Ingolstadt – Reiches Kulturprogramm und viele Ehrengäste

Dass es dem BdV auch fast achtzig Jahre nach dem Beginn der Vertreibungen in den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und Siedlungsgebieten in Ost-Mitteleuropa immer noch gelingt, Säle zu füllen, stellte er beim „Tag der Heimat“ in Ingolstadt erneut unter Beweis. Weit mehr als 200 Gäste hatten sich im Festsaal des SV Zuchering eingefunden, um den Opfern von Flucht und Vertreibung zu gedenken und den Wert der Heimat herauszustellen. Dass der Verbleib in der angestammten Heimat auch heute nichts Selbstverständliches ist, daran erinnerten auch Festredner, Alfred Grob, MdL (CSU), die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, MdL, und Ingolstadts Bürgermeisterin Dr. Dorothea Deneke-Stoll. Letztere wurde von zahlreichen Stadträtinnen und Stadträten aus den verschiedensten Fraktionen begleitet.

Nach der Begrüßung durch BdV-Kreisvorsitzenden Manfred Binder, gedachte man in Form einer kleinen Andacht der Verstorbenen. Dabei appellierte die evangelische Dekanin Gabriele Schwarz an die Gäste, das im Krieg erfahrene Unrecht zu benennen. „Erzählen Sie, wie sich die bitteren Erfahrungen der Erlebnisgeneration auf diese und auf die Lebensgeschichte der Nachgeborenen ausgewirkt haben!“ Als Ursache für die Anwendung von Krieg und Vertreibung benannte sie das Streben von Menschen, Macht über andere haben zu wollen. Gemeinsam mit ihrem katholischen Mitbruder, Dekan Adolf Rossipal, der die Totenehrung vornahm, segnete sie die Versammlung mit dem Wunsch nach Frieden.

BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer stellte in seinem Grußwort heraus, dass es vornehmste Aufgabe der Heimatvertriebenen sei, auch die einheimische Bevölkerung an den eigentlichen Wert der Heimat zu erinnern. Ihre Familiengeschichten seien geprägt vom mehrmaligen Verlust von „Haus und Hof“ infolge von Verzweiflung und Not, aber auch von gelungenen Neuanfängen dank ihrer Entschlossenheit und ihres Optimismus. In früherer Zeit seien die Vorfahren der versammelten Landsleute als „Ostsiedler“ aufgrund religiöser Unterdrückung, weitgehend ausgelöst durch die Reformationen, Kriegswirren oder unmenschlicher Frondienste zu neuen Ufern aufgebrochen. Wie kaum andere Volksgruppen hätten sie in den späteren Jahrhunderten die neu besiedelten Landstriche kultiviert, wirtschaftlich entwickelt und kulturell geprägt. Nach ihrer Vertreibung aus denselben, infolge des Zweiten Weltkriegs, hätten sie sich erfolgreich bei Neuaufbau des Landes beteiligt. Weil man nunmehr auch an der neuen Heimat hänge und diese schätze, sei es für sie selbstverständlich, sich überproportional ehrenamtlich in die verschiedensten gesellschaftlichen Bereiche einzubringen.

Dass der Ingolstädter BdV-Kreisvorsitzende Manfred Binder kulturell „aus dem Vollen“ schöpfen kann, wurde im abschließenden bunten Kulturprogramm deutlich. So erfreuten die Retzgraben Musi, die russlanddeutschen Chöre „Singende Herzen“ und „Sehnsucht“ sowie der Seniorenchor der Landsmannschaft der Banater Schwaben mit ihren Liedvorträgen, Gabi Strobl und Nadja Atzberger mit Gedichten die fröhlichen Zuhörerinnen und Zuhörer. Viel Applaus gab es von diesen auch für die Tanzvorführungen der Kinder- und Erwachsenen-Tanzgruppe der Banater Schwaben und der Volkstanzgruppe der Siebenbürger Sachsen. Für heimatlichen Dialekt aus dem Sudetenland sorgte Oswin Dotzauer. Viel Aufmerksamkeit zog als Jugendvertreterin und Hoffnungsträgerin Julia Lebe mit einem kurzen, lebendigen und frei gesprochenen Grußwort auf sich.