
Seit 1. Februar 2021 ist die erfolgreiche Journalistin und Medienmanagerin Dr. Katja Wildermuth Intendantin des Bayerischen Rundfunks. Sie ist Nachfolgerin von Ulrich Wilhelm, der auf eine weitere Amtsperiode verzichtet hatte. Mit ihm verbindet der BdV die regelmäßig stattfindenden Mediengespräche zwischen BR, dem geschäftsführenden BdV-Landesvorstand und den Vorsitzenden der Landsmannschaften in Bayern. Dass auch die neue Intendantin daran festhalten möchte, brachte sie bei einem ersten persönlichen Gespräch mit dem vom BdV entsandten Rundfunkrat, dem bayerischen BdV-Landesvorsitzenden Christian Knauer, zum Ausdruck. Hervorzuheben ist, dass Dr. Wildermuth aus Anlass des Meinungsaustausches die BdV-Landesgeschäftsstelle besuchte und sich dabei auch einen ersten Eindruck über die Organisationsstruktur der Heimatvertriebenen verschaffte.
„Dass die neue Intendantin gleich nach ihrem Amtsantritt das unmittelbare Gespräch mit den einzelnen Rundfunkräten sucht, ist ein deutliches Zeichen für die Wertschätzung des Gremiums“, resümierte Knauer im Anschluss an die Zusammenkunft. Einig waren sich beide Gesprächspartner, dass die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gerade heutzutage deutlich herausgestellt und sein Wert noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden müsse. Mit Blick auf die inzwischen schier unbegrenzten Möglichkeiten, jegliche Art von Meldungen und auch Falschinformationen im Netz zu verbreiten, komme einer unabhängigen Berichterstattung besondere Bedeutung zu. In dieser müssten alle bedeutsamen politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen in den Programmen angemessen zu Wort kommen, wobei auch Auffassungen von Minderheiten zu berücksichtigen seien. Markenzeichen der beitragsfinanzierten Rundfunkanstalten müsse es sein, dass ihre einzelnen Programme die Bildung der öffentlichen Meinung nicht in hohem Maße ungleichgewichtig beeinflussen dürfen.
Die neue BR-Intendantin unterstrich, dass der öffentliche-rechtliche Rundfunk zur Ausgewogenheit verpflichtet sei und dazu, Meinungspluralität abzubilden und zu ermöglichen. Daher werde sie auf eine weiterhin unabhängige, sachliche und überparteiliche Berichterstattung im BR achten. Die vermittelten Informationen müssten aktuell, nachhaltig, abgesichert und glaubwürdig sein. Auch sollte es selbstverständlich sein, dass diese klar vermittelt würden und/oder barrierefrei als gesondertes Angebot abrufbar sind. Um eine Ausgewogenheit zu erzielen, heiße es auf der inhaltlichen Ebene etwa, dass Kommentare und Meinungen von Nachrichten getrennt bzw. Kommentare als solche kenntlich gemacht würden. Ergänzend fügte Christian Knauer hinzu, dass entsprechend einer Ausarbeitung der Bundeszentrale für politische Bildung zum Bildungsauftrag und zur Informationspflicht der Medien gelten müsse, in politischen Talkshows die Gäste möglichst so auszuwählen, dass sie alle für den Konflikt oder das Themenfeld relevanten Gruppen und zugehörigen Positionen repräsentierten.
Während des Gesprächs richtete Knauer zwei Bitten zur Prüfung an die Intendantin. Zum einen regte er an, eine regelmäßige Sendung über die Kultur und das Brauchtum der Heimatgebiete der Vertriebenen zu installieren, zum anderen bat er um mehr Sensibilität bei der Verwendung von Ortsbezeichnungen. Er könne seinen Landsleuten nicht erklären, weshalb immer wieder gebräuchliche deutsche Bezeichnungen durch anderssprachige ersetzt würden. Bei Rom und Prag käme niemand auf die Idee von Roma und Praha zu sprechen. Weshalb dies bei Breslau, Eger oder Königsberg anders gehandhabt werden soll, sei für den BdV nicht nachvollziehbar. Einig waren sich beide, dass nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder ein Austausch zwischen BR und BdV stattfinden wird.
Dr. Katja Wildermuth ist im oberbayerischen Anzing aufgewachsen und hat in München Deutsch, Sozialkunde und Geschichte auf Lehramt Gymnasium studiert. Nach einem Volontariat in einem Schulbuchverlag entschied sie sich zunächst für eine Laufbahn als Dozentin an der Universität. Statt weiter an dieser zu bleiben und sich vielleicht zu habilitieren, stellten die Montagsdemonstrationen in Leipzig die Weichen für ihren weiteren Werdegang.
Anfang der 90er-Jahre wurde für sie immer klarer, dass sie diese historisch so einmalige gesellschaftliche Transformation vor Ort als Journalistin begleiten wolle. 1994 fing sie beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) an und arbeitete zunächst sechs Jahre als Autorin für investigative Magazinsendungen, später dann als Redakteurin für gesellschaftspolitische Reportagen und Dokus. 2004 übernahm sie im Sender die Redaktionsleitung für Geschichte und Gesellschaft, wurde stellvertretende Leiterin des Programmbereichs Kultur und Wissenschaft. 2016 wechselte Wildermuth zum Norddeutschen Rundfunk (NDR) und leitete den Programmbereich Kultur und Dokumentation mit über 40 Fernsehformaten.
2019 kehrte sie wieder zum MDR zurück und wurde Programmdirektorin, verantwortlich für die crossmedial aufgestellten Bereiche Kultur, Wissen und Jugend, von ARTE bis zur Popwelle, von Naturfilmen über FUNK bis zum Kulturradio und den Klangkörpern.
Katja Wildermuth gilt auch als überaus erfolgreiche Redakteurin, betreute zahlreiche Dokumentarfilme, viele davon national wie international ausgezeichnet. 2010 gelang ihr mit der deutsch-polnischen Dokumentation „Mauerhase“ sogar eine Oscar-Nominierung. Ihre Kreativität sieht die BR-Intendantin auch für strukturelle Prozesse als sehr hilfreich: „Ich werde am Ende den Blick auf journalistische Inhalte nicht ablegen können und auch nicht wollen. Aber für mich ist Kreativität sehr viel mehr als das. Ich beobachte, dass auch im Führungsbereich und jenseits des Programms eigene Kreativität sehr hilfreich ist, wenn es um strategische Fragen geht, um Positionierungen oder die Personalentwicklung.“