
Nachdem seit März 2020 die Veranstaltungen Corona bedingt entfallen mussten, konnten sich die Mitglieder der Karpatendeutschen Landsmannschaft Ende Oktober wieder zur Landesversammlung treffen. Bewährt hatte sich dabei die jährlich wechselnde Tagungsstätte in Verbindung mit einer interessanten Besichtigung. Dieses Mal wurde der frisch renovierte Adalbert-Stifter-Saal im Sudetendeutschen Haus in München gewählt, von dem aus man direkt in das neue Sudetendeutsche Museum wechseln kann.
Nach der Begrüßung gedachte Landesvorsitzender Josef Zellmeier, MdL, drei verstorbener Landsleute. Für den Bund der Vertriebenen überbrachte dessen stellvertretender Landesvorsitzender Bernhard Fackelmann herzliche Grüße und dankte für das große Engagement „der kleinen, aber aktiven Landsmannschaft“. Bundesvorsitzende Brunhilde Reitmeier-Zwick nutzte die Gelegenheit des Grußworts, um Hans Horvath, dem Vorsitzenden des Hilfsbundes der Karpatendeutschen Katholiken in Bayern, die Urkunde zur Verleihung der Goldenen Ehrennadel zu überreichen. Dieser war bereits im September bei der Bundesdelegiertenversammlung in Stuttgart ausgezeichnet worden. Nun wurde die schriftliche Dokumentation nachgeholt. Als neues Mitglied stellte sich Norbert Hecht vor, der künftig einen Schwerpunkt bei der Vermittlung der karpatendeutschen Küche setzen will.
Josef Zellmeier berichtete über die Ereignisse der vergangenen beiden Jahre. Nach der Landesversammlung mit Feier des 70-jährigen Jubiläums im Oktober 2019 im Maximilianeum, folgten die Teilnahme an der Festveranstaltung zum 70. Bestehen des Bundesverbandes und die Adventsfeier im Haus des Deutschen Ostens. Dann trat pandemiebedingt die „große Stille“ ein. Zweimal entfiel das Heimat- und Kulturseminar in Bernried. Auf eine Landesvorstandssitzung in Präsenz folgte schließlich die erste digitale Sitzung in Form einer Videokonferenz.
Bei der Bundesdelegiertenversammlung wurde Brunhilde Reitmeier-Zwick als Bundesvorsitzende wiedergewählt, Hans Horvath übernahm nach einigen Jahren Pause wieder das Amt des Stellvertreters. Josef Zellmeier wurde beim BdV als stellvertretender Landesvorsitzender bestätigt. Schatzmeisterin Walburga Siwon konnte zwar keine großen Schätze vorweisen, dafür aber „eine außerordentlich sorgfältig geführte Kasse“ wie Kassenprüfer Adolf Kappl lobend hervorhob. Hans Horvath berichtete anschließend vom Hilfsbund, Walburga Siwon vom Kreisverband München-Oberbayern und Josef Zellmeier vom Bezirksverband Niederbayern-Oberpfalz.
Als großes Zukunftsprojekt kündigten die Mitglieder des Landesvorstands das erste digitale Forum der Karpatendeutschen an. Dadurch wolle man jüngere und ältere Mitglieder mit den Landsleuten weltweit vernetzen. Dieses wird vom Freistaat auch finanziell unterstützt. Der erste Versuch wurde im Januar, mit Ondrej Pöss als besonderem Gast, unternommen. Dieser bot eine gute Möglichkeit, um Kinder und Enkel für die Heimatregion zu begeistern.
In der Reihe „Karpatendeutsche Lebensbilder“ erzählte Hans Slawik aus seiner beruflichen und landsmannschaftlichen Tätigkeit. Obwohl er väterlicherseits karpatendeutsche Wurzeln hat, ist er im Böhmerwaldbund als stellvertretender Bundesvorsitzender aktiv tätig. Sein Vater stammt aus Mischdorf, seine Mutter war Münchnerin mit niederbayerischer Abstammung. In jungen Jahren nahm er rege an den Aktivtäten der karpatendeutschen Kinder- und Jugendgruppe in München teil und konnte zur allgemeinen Überraschung auch Bilder aus dieser Zeit präsentieren. Dabei wurden Faschingsbälle und große Feiern in Erinnerung gerufen. Nach dem Weggang von Jugendleiterin Ilse Zerner, ließen die Aktivitäten dort später nach.
So wechselte Slawik zur Böhmerwaldjugend, wo er auch seine Frau kennenlernte. Seit 2015 nimmt er wieder regelmäßig an Veranstaltungen der Karpatendeutschen Landsmannschaft teil und wurde 2018 in den Landesvorstand gewählt. Beruflich lernte Slawik Maschinenbauschlosser, studierte dann Maschinenbau und verschrieb sich der Deutschen Bahn. Für diese kaufte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 über 1.000 Lokomotiven ein. Ein Großauftrag überschritt die Höhe von einer Milliarde Euro.
Zum Abschluss informierte der Vorsitzende der Sudetendeutschen Stiftung, Dr. Ortfried Kotzian, über das Sudetendeutsche Museum. Dieses wurde Ende 2020 eröffnet. Die 26 Millionen Euro teure Einrichtung wurde zu zwei Drittel vom Freistaat und zu einem Drittel vom Bund finanziert. In zwei Gruppen konnten sich die Teilnehmer der Landesversammlung bei einer Führung von dem gelungenen Werk überzeugen.